Foto: Marvin Ruppert
Jakob Schwerdtfeger - Was macht die Kunst? | Kunstcomedy
Jakob Schwedtfeger setzt sich in seinem Youtube-Format “Was macht die Kunst?” humorvoll, selbstironisch und bissig mit der Kunstwelt auseinander.
Lieber Jakob Schwerdtfeger, Sie haben sich als Komiker ein eigenes Genre geschaffen: Die Kunstcomedy! Können Sie uns erklären, was das ist?
Ich versuche dem Publikum Kunst auf unterhaltsame Weise näher zu bringen. Ich mache Entertainment mit Inhalt. Das können Anekdoten aus künstlerischen Biografien sein oder Geschichten, die mir selbst im Museum passiert sind. Ich habe zum Beispiel mal vor einem abstrakten Bild gestanden und dachte: “Boah, da hat der Künstler Abstraktion echt weiter entwickelt – allein die Komposition und der Farbauftrag. Da gehört richtig Mut und Können dazu.” Und dann stellte sich raus – das Bild war von einem Staubsaugroboter gemalt worden.
Außerdem ist die Kunstwelt ja voll von schillernden Charakteren, über die man sich super lustig machen kann. Am Ende möchte die Leute auf der Bühne zum Lachen bringen und damit für Kunst begeistern.
Bildende Kunst ist auf den ersten Blick selten “komisch”. Warum passt das trotzdem zusammen: “Bildende Kunst” und “Comedy”?
Leider nimmt sich die Kunstwelt oft etwas zu ernst. Da wird dann möglichst schlau daher geredet und dadurch entsteht der Eindruck Kunst sei so eine ernste Sache. Dabei finde ich, dass man alles mit Humor nehmen kann – auch Kunst. Gerade die Menschen auf Ausstellungseröffnungen mit ihren komischen Outfits sind doch eine Steilvorlage. Ich mache mich auch gerne über mich selbst lustig, denn auch ich habe viele affige Tendenzen in mir.
Und es gibt ja auch Kunstwerke, die wirklich witzig sind. Oder ich überlege mir dann eben einen witzigen Zugang zu einem Bild oder kunsthistorischen Thema. Ich finde im Museum wird viel zu wenig gelacht. Und das möchte ich ändern.
“Kunst kann wahnsinnig spannend und lustig sein”
Können Sie mit der “Kunstcomedy” auch Menschen für Kunst begeistern, die sich sonst eher weniger dafür interessieren? Wie gehen Sie dabei vor?
Ich glaube, viele Menschen finden Kunst langweilig und elitär, weil sie ihnen so vermittelt wurde – in der Schule, im Museum oder sonst wo. Und ich bemühe mich ihnen zu zeigen: “Nein, Kunst kann wahnsinnig spannend und lustig sein.” Da geht es um den Blickwinkel und Zugang. Ich versuche die Leute abzuholen, wo sie stehen. Das heißt, ich verknüpfe Kunst viel mit Beispielen aus dem Alltag und finde Vergleiche, zu denen die Menschen einen Bezug haben. Und ich hype Kunst nicht unnötig hoch. Zum Beispiel beschreibe ich die Enttäuschung, als ich die Mona Lisa im Original gesehen hab und dachte: “Wow, ist die klein.” Geht, glaube ich, vielen so.
Ich erzähle auch gerne von meinen Aprilscherzen, die ich in meiner Zeit als Museumsmitarbeiter gemacht hab. Das Museum ist ein großartiger Ort für den ersten April! Insgesamt richte ich mich mit meiner Comedy schon an Laien oder Menschen, die sich ein bisschen für Kunst interessieren. Und dann versuche ich Wissen mit Witzen zu transportieren.
Auf Ihrem YouTube Format “Was macht die Kunst” beschäftigen Sie sich auf humorvolle Art und Weise mit berühmten Meisterwerken der Kunstgeschichte und abwegigen Fun-Facts zu ihrer Entstehung. Welcher dieser “Fun-Facts” hat sie zuletzt zum Lachen gebracht?
Ich habe gerade ein Video über Kunstdiebe gemacht und da war ein Fall, den ich besonders lustig fand. Da haben die Diebe in einer italienischen Galerie ein Gemälde von Gustav Klimt geklaut – und zwar auf eine völlig verrückte Art. Die haben das Bild über eine Dachluke mit einer Angel hochgeangelt. Mit einer Angel!! Das muss man sich mal vorstellen. Wer kommt kommt auf so eine bescheuerte Idee? Und wie trainiert man für so was?
Nach Ihrem Studium der Kunstgeschichte arbeiteten Sie mehrere Jahre lang im renommierten Städel Museum in Frankfurt am Main. Welches der Bilder dort hat sie am meisten begeistert, und warum?
Es gibt schon echt viele gute Bilder im Städel. Aber eines meiner Lieblingswerke ist ein Bild von Yves Klein. Da sind ein paar Schwämme drauf angebracht und das ganze Bild ist komplett in das für ihn typische intensive Blau getaucht. Ich bin hunderte Male daran vorbeigegangen, aber ich kann mich daran nicht satt sehen. Dabei ist das einfach nur ein blaues Bild. Diese Faszination für dieses Blau beobachte ich bei sehr vielen Menschen. Irgendwie berührt einen das.
Gerade herrscht in Deutschland immer noch Corona und die Bühnen sind geschlossen. Was sind Ihre Pläne für dieses schwierige Jahr 2021? Arbeiten Sie schon an einem neuen Programm?
Nein, an einem neuen Programm arbeite ich nicht. Mein erstes Programm ist ja gerade fertig und ich konnte es erst zwei Mal aufführen. Ich scharre schon richtig mit den Hufen. Daran habe ich anderthalb Jahre gearbeitet und ich möchte damit endlich ausführlich auf Tour gehen. Leider werde ich mich damit noch gedulden müssen.
Ansonsten plane ich weiterhin viele Videos für Youtube zu machen. Das Format “Was macht die Kunst?” macht mir sehr viel Spaß und ich kann da viel thematisch ausprobieren. Ich möchte den Kanal so etablieren, dass er eine Anlaufstelle für diejenigen wird, die sich auf lockere und unterhaltsame Weise über Kunst informieren möchten.
Jakob Schwerdtfeger (geb. 1988 in Hannover) steht seit vielen Jahren auf Bühnen – als Stand-Up-Comedian, Slam-Poet und Freestyle-Rapper. Nach seinem Studium der Kunstgeschichte, arbeitete er einige Jahre im Städel Museum in Frankfurt am Main. Mit “Kunstcomedy” hat er sich ein eigenes Genre geschaffen. Sein erstes Soloprogramm ist EIN BILD FÜR DIE GÖTTER.
Web: https://jakob-schwerdtfeger.com/
Youtube: https://www.youtube.com/channel/UCJq6teuBjcKOL_CKbFg0-8g
Facebook: http://www.facebook.com/jakob.schwerdtfeger
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Ich habe Jakob Schwerdtfeger auf TikTok abonniert, seine Videos sind sehr unterhaltsam.