Mario Wolf - Die tiefere Wahrheit eines Portraits
Mario Wolf malt Menschenbilder. Der selbstständige Grafiker und Künstler arbeitet am liebsten an Portraits. Zufrieden ist er erst, wenn das Bild mehr zeigt als “als das profane Gesicht einer Person”.
Sie haben sich auf Portraits spezialisiert. Aber wen malen sie da: Sind es Bekannte & Freunde oder Unbekannte, die Sie aus dem Kopf nachmalen oder heimlich fotografieren?
Für mich sind die Personen auf den meisten Bildern eher Mittel zum Zweck als Protagonisten. Ziel ist es dabei die klassische Portraitmalerei neu zu denken und den Blick mehr auf das Hintergründige zu lenken als auf die Person im Vordergrund. Die Dargestellten sind eher Unbekannte, Namenlose, Fantasiebilder, Szenen die mir im Alltag begegnen, weniger Freunde und Bekannte. Oft sind Fotos dabei die Grundlage, die allerdings mit dem fertigen Bild wenig zu tun haben, eine Ausgangssituation die neu interpretiert wird, eben das was Malerei kann und Fotografie nicht. Aber es gibt auch reale Personen mit realen Geschichten in meinen Bilder.
Inhaltsverzeichnis
“Den Augenblick der „Unverstelltheit“ erreicht man beim Modellsitzen nur selten”
Irrlicht - Mario Wolf (2016)
Lassen Sie auch manchmal bei sich Modell sitzen?
Kommt vor, aber selten. Beim Modell sitzen versucht das Modell, nach meinen Erfahrungen, immer eine bestimmte Pose einzunehmen. Den Augenblick der „Unverstelltheit“ erreicht man hier nur selten und mir fehlt dabei auch eine gewissen Distanz. Halte eine Kamera auf eine Person und sag das Du sie fotografieren willst. Was Du dann erhält ist eher ein “Pretty little picture” als ein emotionales Bild. Menschen versuchen sich immer ins rechte Licht zu rücken, aber das ist eben nicht das was ich suche.
Welche Art von Menschen und Gesichtern faszinieren Sie?
Keine Ahnung! So konkret? Alle! Aber vermutlich letztendlich Menschen, die in meinen Augen etwas Besonderes haben oder tun. Hmmm und da kommt vermutlich gleich die Gegenfrage: Was ist etwas Besonderes? wie erklärt man das? Vielleicht ein Beispiel: In einem Raum mit 2000 Menschen, die einem Konzert lauschen, wäre es wohl genau die Person die dem ganzen gar nicht folgt, abwesend ist, an die Decke starrt und irgendwo anders ist. Das Andere eben, die nicht alltägliche Pose. Wird das klarer?
Narziss - Mario Wolf (2009)
Was macht ein gutes Portrait für Sie aus? Wann sind Sie zufrieden mit Ihrer Arbeit?
Wenn es mehr zeigt als das profane Gesicht einer Person – es eine tiefere Wahrheit besitzt. Zufrieden bin ich selten mit dem was auf Leinwand oder Papier entsteht. Jedes Bild ist ein Neuanfang, mit dem Ziel es diesmal besser zu machen. Die Beurteilung darüber ob es gelungen ist oder nicht, überlasse ich gerne dem Betrachter. Entscheidend ist denke ich, das es etwas im Inneren bewirkt. Jeder sieht das ja aus seinem eigenen Blickwinkel und nicht unbedingt das was ich als Ansatzpunkt beim malen vor Augen hatte.
Spielen die Biografien und Geschichten der Portraitierten für Sie eine Rolle?
Nein, meistens nicht. Das finde ich eher hinderlich in der Auseinandersetzung mit Personen. Meiner Meinung nach schränkt zu viel Wissen um Biografie und Befindlichkeiten die Fantasie ein und letztendlich hat das Portrait eventuell mehr mit mir zu tun als mit der abgebildeten Person (wer weiss). Nur einige meiner Bilder setzen sich mit realen Personen auseinander. Dabei geht es dann meist um vergessene Geschichten und Ereignisse, die oft im Dunklen bleiben.
Einer von-Milliarden - Mario Wolf (2015)
“Die Kunst war immer da, hat mich immer umgeben und begleitet. Einen speziellen Zeitpunkt gab es da nicht.”
Wie gehen Sie technisch vor? Beginnen Sie mit einer Bleistiftskizze, oder fangen Sie gleich an zu malen? Welche Materialen verwenden Sie und an welcher Stelle des Gesichts beginnt man am besten beim Zeichnen von Portraits?
Der erste Schritt ist eine grobe Gesamtkomposition des Bildes, ein Hirngespinst, das in Gedanken entsteht. Skizzen und Entwürfe folgen, um die Grundidee zu visualisieren und zu auszuprobieren. Wo man beim malen eines Gesichtes beginnt und endet, ist bei mir von der jeweiligen Technik abhängig. Bei Bleistift- und Tuschzeichnungen beginne ich mit den Augen, beim malen mit Öl und Acryl auf Leinwand hört es mit den Augen und Lichtern auf. Zeichnungen gehen quasi vom Hellen ins Dunkle, Malerei umgekehrt.
Wie sind Sie zur Malerei und zur Kunst gekommen?
Das war immer da, hat mich immer umgeben und begleitet. Einen speziellen Zeitpunkt gab es da nicht.
Was sind Ihre Wünsche und Ziele für die Zukunft?
Nie zufrieden zu werden mit dem was man geschaffen hat, sich den Hunger zu bewahren etwas Bleibendes zu schaffen und die Neugierde auf Neues zu behalten. Alles andere wird sich zeigen.
Sehr interessanter Beitrag! Ich finde die Bilder echt toll! Beste Grüße vom Kerber David
Danke Dir! Der betreffende Künstler :-)
Hallo zusammen, sehr spannender Artikel zum Thema Portraits. Ich arbeite für eine Kunstgalerie, in der man Kunst online kaufen kann und wir haben erst letztens eine Kollektion auf unserer Seite zusammengestellt aus den Kunstwerken zu dem Thema Portraits: https://www.singulart.com/de/sammlung/spieglein-spieglein-an-der-wand–189