DOK.fest München @home 2020
Die Corona-Krise setzt der Kulturbranche schwer zu. Deshalb suchen immer mehr Kulturveranstalter kreative Möglichkeiten ihr Publikum trotz Veranstaltungsverbote zu erreichen. Das DOK.fest München feiert dieses Jahr das “Festival @home”
Schwierige Zeiten erfordern neue Wege: Das 35. DOK.fest München findet als erstes großes deutsches Dokumentarfilmfestival online statt. Es präsentiert auf www.dokfest-muenchen.de 121 Filme aus 42 Ländern. Bei der Online-Edition ist somit der überragende Teil der 159 Filme zu sehen, die für das reguläre Festival Mitte März bestätigt waren: Da war das DOK.fest München bereits fertig vorbereitet – doch dann musste aufgrund der Corona-Krise umgeplant werden.
DOK.fest für ganz Deutschland
Erstmals richten sich nun die Festivalfilme an ein Publikum in ganz Deutschland. Bemerkenswert ist die Zahl der Online-Premieren: 21 Filme feiern beim DOK.fest München @home ihre Weltpremiere, weitere 69 ihre Deutschlandpremiere. Darunter sind Ai Weiweis Film VIVOS, SWINGER – DIE WUNDERBARE WELT DES PARTNERTAUSCHS und #UNFIT. THE PSYCHOLOGY OF DONALD TRUMP. Auch alle drei Hauptwettbewerbe finden unverändert statt: DOK.international, DOK.deutsch und DOK.horizonte versammeln Höhepunkte internationalen Filmschaffens.
„Vivos“, der neue Film von Ai Weiwei feierte am 24. Januar seine Premiere beim Sundance Film Festival. In diesem Film macht der chinesische Künstler, Kurator und Regisseur Ai Weiwei das Private politisch, und das Politische privat.
Alle 14 Preise werden verliehen, die auch für das reguläre Festival vorgesehen waren. Sie haben einen Gesamtwert von knapp 55.000 Euro. Alle Partner und Preisstifter sind bei ihren ursprünglichen Zusagen geblieben. Fest stehen bereits drei Gewinner: Die Produzentinnen Eva Illmer und Halina Dyrschka werden für JENSEITS DES SICHTBAREN – HILMA AF KLINT mit dem VFF Dokumentarfilm-Produktionspreis ausgezeichnet. Der iranische Regisseur Reza Farahmand erhält den Dokumentarfilmpreis der SOS-Kinderdörfer weltweit für COPPER NOTES OF A DREAM. Klemens Bittmann, Christian Bakanic und Christofer Frank erhalten für ihre Musik zu dem Film DIE LETZTEN ÖSTERREICHER den Deutschen Dokumentarfilm-Musikpreis.
Eröffnungsfeier
Eröffnung feiert das 35. DOK.fest München am 6. Mai 2020, 20 Uhr, mit dem bewegenden Film THE EUPHORIA OF BEING: Darin entwickelt die Choreographin Réka Szabó, die auch Regisseurin des Films ist, mit der 90-jährigen Holocaust-Überlebenden Éva Fahidi und der Tänzerin Emese Cuhorka über Monate eine Tanzperformance, die auf Éva Fahidis Autobiografie „The Soul Of Things“ basiert. Mehr und mehr wird die performative Arbeit zur Auseinandersetzung mit dem Trauma. Regisseurin Réka Szabó spricht darüber im Rahmen der Online-Eröffnungsfeier in einem Q&A mit Moderatorin Christina Wolf und Festivalleiter Daniel Sponsel.
A létezés eufóriája (The Euphoria of Being) – Éva Fahidi war 20 Jahre alt, als sie von Auschwitz-Birkenau nach Ungarn zurückkehrte. Sie war ganz allein, 49 Mitglieder ihrer Familie wurden ermordet.
Zeitzeugen des Nazionalsozialismus
Der Eröffnungsfilm THE EUPHORIA OF BEING ist zugleich Teil der diesjährigen Reihe DOK.focus lasting memories: Sie beschäftigt sich mit Zeitzeug.innen des Nationalsozialismus und dem Umgang der nachfolgenden Generationen mit deren Vermächtnis. Zu sehen ist unter anderem auch der semi-fiktionale Film WINTER JOURNEY mit Bruno Ganz in seiner letzten Rolle. „Die Befreiung der Konzentrationslager und das Kriegsende jähren sich zum 75. Mal“, sagt Daniel Sponsel. „Die Erinnerung daran ist für unsere Gesellschaft konstitutiv, und der Dokumentarfilm nimmt eine zentrale Rolle im audiovisuellen Gedächtnis unserer Gesellschaft ein. Zahlreiche Regisseur.innen haben beeindruckende Filme mit und über die letzte Generation von Zeitzeug.innen gemacht. Sieben dieser Filme präsentieren wir in unserer Fokusreihe.“