Axel Dziallas - Der Siebdruck ist mein Medium
Für Axel Dziallas hat der Siebdruck immer noch große Relevanz. Dabei begeistert ihn am meisten die Größe und die Vielfarbigkeit. Mit welchen Techniken er außerdem experimentiert, verrät er im Interview.
Herr Dziallas, Ihre erste Ausstellung hatten Sie im Jahr 1973. Seitdem sind Sie als freischaffender Künstler aktiv. Inwiefern hat sich die Kunstszene seither verändert?
In den Siebzigerjahren habe ich einen großen Hype um den Siebdruck erlebt. Andy Warhol hat den künstlerischen Siebdruck groß gemacht. Später sind dann digitale Druckverfahren hinzugekommen, die die Kunst beeinflusst und den Siebdruck etwas in den Hintergrund geschoben haben. Durch die Digitalisierung steht der Siebdruck nicht mehr so im Vordergrund, hat aber immer noch Relevanz. Für mich ist der Siebdruck nach wie vor mein Medium.

Am Anfang Ihrer künstlerischen Laufbahn haben Sie Landschaftsbilder mit Öl gemalt. Später haben Sie sich verstärkt dem Siebdruck gewidmet und wurden gelernter Siebdruckmeister. Woher kam die Begeisterung für den Siebdruck?
Zuerst habe ich parallel zur Malerei mit Linolschnitten gearbeitet, war damit aber nicht so richtig zufrieden. Das Format war mir zu klein, außerdem gab es Schwierigkeiten bei mehrfarbigem Druck. In den Siebzigerjahren wurde dann ja der künstlerische Siebdruck populär. Während ich Kunstgeschichte in München studierte, wurde an der Kunstakademie, wo ich auch oft war, viel darüber gesprochen. Ich las damals sämtliche Bücher über den Siebdruck, richtete mir eine kleine Werkstatt ein – und fing an zu drucken. Vor allem die Größe und die Vielfarbigkeit begeisterten mich am Siebdruck.
“Das Streichen mit der Rakel über das Sieb hat für mich etwas Meditatives”
Was macht die Siebdrucktechnik für Sie als Künstler so besonders?
Man kann sehr viele Farbschichten übereinander drucken, außerdem finde ich die Gestaltung mit geschnittenen oder gerissenen Schablonen, zum Beispiel aus Seidenpapier, sehr interessant. Das Streichen mit der Rakel über das Sieb hat für mich etwas Meditatives.
Welchen Tipp würden Sie Siebdruck-Anfängern geben?
Am besten wäre vielleicht zuerst ein Praktikum in einer Siebdruckwerkstatt, um die Technik zu verstehen und zu erlernen. Ein Verständnis für die Technik ist die Grundlage, um damit künstlerisch arbeiten zu können.
Die meisten Ihrer Serigraphien sind abstrakt. Haben Sie vorher eine klare Vorstellung, wie ein Bild später aussehen soll? Können Sie beschreiben, wie ein Kunstwerk bei Ihnen entsteht?
Ich habe schon eine gewisse Vorstellung, aber gehe gerne auf das ein, was sich im Arbeitsprozess entwickelt. Auf diese Weise kann viel Neues und Unvorhergesehenes entstehen. Manchmal sehe ich beim Spazierengehen Schatten, Lichtspiele oder Formen, zum Beispiel im Asphalt, die mich zu einem neuen Bild inspirieren.

Sie sind Mitglied in der überregionalen Künstlervereinigung “Kunstrefugium”. Inwiefern profitieren Sie als freischaffender Künstler von der Künstlervereinigung?
Zum einen hat man die Möglichkeit, regelmäßig an Gemeinschaftsausstellungen teilzunehmen. Natürlich bekommt man auch Anregungen durch die anderen Künstler und kann sich austauschen.
Sie selbst experimentieren inzwischen auch mit einer neuen Technik: Rostbildern. Können Sie beschreiben, wie das funktioniert und was sie daran fasziniert?
Bei meinem Rostbildern handelt es sich um teilweise lackiertes Eisenblech, das ich oft auch stellenweise mit echtem Blattgold versehe. Diese Bilder setze auf dem Garagendach der Witterung aus. Ich beobachte dann, wie sich das Bild über einen längeren Zeitraum entwickelt. Wenn mir das Bild gefällt, nehme ich es wieder vom Dach herunter. Mich fasziniert, wie die Natur in die Gestaltung mit eingreift und dass man gar nicht den ganzen Vorgang selbst in der Hand hat. Die Natur ist somit auch künstlerisch an den Rostbildern beteiligt.

Wo sehen Sie sich und Ihre Kunst in der Zukunft? Haben Sie vor mit weiteren Techniken zu experimentieren?
Ich denke, ich werde vorerst weiter mit dem Siebruck arbeiten, wobei ich natürlich immer wieder auf neue Gestaltungsmöglichkeiten stoße. Zum Beispiel habe ich irgendwann damit angefangen, meine Farben selbst herzustellen, etwa mit Asche, Sand und Erdpigmenten. Mich inspirieren immer wieder Gegenstände, die ich im Vorbeigehen entdecke. So habe ich zum Beispiel aus Schrauben von einer stillgelegten Bahnstrecke ein Schachspiel kreiert. Ich habe mich nie auf bestimmte Themen festlegen wollen, und freue ich mich auch heute noch darauf, immer wieder neues zu entdecken und auszuprobieren.
Der 1945 in Reistingen/Dillingen geborene Künstler Axel Dziallas lebt und arbeitet in München.
